Sie sind nicht verbunden. Der Newsletter enthält möglicherweise Benutzerinformationen, sodass diese möglicherweise nicht korrekt angezeigt werden.

Bauernprotest

Bauernprotest

‍Newsletter Januar 2024

‍Liebe-/r ,

 

Die Bauernproteste vergangenen Montag haben die Lage der hiesigen Landwirtschaft in das Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt und dies wird vermutlich nur der Anfang sein.

Wir wurden nun oft angefragt, ob wir auch "dabei" sind und wollen kurz berichten:

In gewisser Weise befinden wir uns seit Jahren im "Demonstrationsmodus" , in einem "PRO für neue Strukturen", und es ist unser aller Bauern tägliche Arbeit und unser SEIN an sich bereits dauerhafter Überlebens-Protest genug:

Wenn wir nicht mehr sind, haben wir als Gesellschaft endgültig den Platz anderen, auch und vorallem, globalen Akteuren, überlassen.

 

Angesichts der Massen an Essen die wir verzehren, das bislang scheinbar reichlich und überall vorhanden war entsteht doch die Frage: Wo stehen die rießigen Hallen, die unsere deutschen Lebensmittel bevorraten?
Was die Wenigsten wissen: Es gibt diese nicht. Die LKWs auf den Strassen sind die Bevorratung. 3 Tage nur reicht diese Kette und 3 Tage würden ausreichen, das komplette deutsche Lebensmittelnetz zum Erliegen zu bringen.

 

Die Hauptfrage die uns, die wir uns mehrmals am Tag ernähren müssen, also beschäftigen müsste: Wie können wir Unabhängigkeit in unserer Lebensmittelversorgung bekommen? Welchen Stellenwert messen wir als Gesellschaft der Landwirtschaft bei?

Ein gesellschaftlicher Aufschrei blieb- bislang zumindest- aus. Echte Nahrungsmittelsouveränität erlangen wir aber nur über eine regionale Landwirtschaft.

Landwirtschaft ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe! Bio(-dynamische) Betriebe bauen zudem sogar noch die Böden auf, um sie für zukünftige Generationen zu erhalten.

Es braucht wirtschaftlich stabile und freie Betriebe, die im Dienste des gesellschaftlichen Wohles die qualitativ bestmöglichen Lebensmittel erzeugen.

Und es braucht faire, echte Preise.
Die bislang gezahlten Subventionen haben neben hohem Bürokratieaufwand lediglich dazu geführt, dass die Bauern geschwiegen haben, obwohl die meisten Betriebe kurz vor der Insolvenz stehen.

Die Ausgangslage: Hohe Investitionskosten wie kaum in einem Bereich, hohes Risiko, hohe Verschuldung und sehr hohe Arbeitszeiten machen nur noch die, die hinein geboren wurden, oder Idealisten.

Die Lage hat sich durch die höheren Materialkosten und die politisch gewollte, schrittweise Lohnsteigerung in den letzten 2,5 Jahren seit Einführung des Mindestlohnes (um ca. 30% seit Beginn!) nochmal verschärft.

‍Die Erzeuger haben, entgegen des Bildes in der Öffentlichkeit, als wohl einziger Sektor die gestiegenen Kosten nicht an ihre Kunden weitergegeben, da sie diese nicht eingepreist bekamen, obwohl sie davor schon "auf Kante fuhren". Die End-Preise der Erzeugnisse sind tatsächlich gestiegen, die Erlöse kommen bei dem Erzeuger jedoch nicht an...
Zudem nahm die Abwanderung von "fair, regional, Bio" hin zum "Discounter-Bio" zu.

 

Seit 1995 sind alleine in Deutschland 150.000 landwirtschaftliche Betriebe verschwunden von ursprünglich 390.000. Europaweit sind es 37%, die zwischen 2005 und 2020 die Erzeugung von Lebensmitteln aufgegeben haben.


Was können wir also tun?

- Regional einkaufen, Bio und Konventionell- Bio natürlich immer erste Wahl (;
denn eine erzwungene Umstellung aller Betriebe auf Biolandwirtschaft braucht Zeit und einen Plan und ist mit sofortigen Zwangsmaßnahmen unrealistisch.

- Werdet Teil der "Graswurzelbewegung“ und Teil des neu gegründeten „Hörnle-Vereins“, für Boden, Bildung und Biodynamisches (siehe Homepage), so dass wir auch für die Zukunft als Gemeinschaft gut aufgestellt sind

Wer sich noch mehr zum Thema informieren möchte:

 Am Samstag, den 20.1.2024 hält Joël zusammen mit Jean- Michel Florin, dem Leiter der Landwirtschaftlichen Sektion am Goetheanum, im Rahmen der Vortragsreihe "Mensch- Vielfalt Anthroposophie" einen Vortrag an der Universität Freiburg, KG I, HS 1098.

Als dieser Vortrag geplant wurde, war noch nicht ersichtlich, dass dieses Thema nun auch in der Öffentlichkeit so ins Blickfeld kommen würde. 

Bio ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Statt der kleinen Bioläden der 1980er Jahre, in denen nur "Müslis" und "Ökos" einkauften, sind Biosupermärkte jetzt überall - und Bioprodukte kauft gefühlt jeder.

Die Landwirtschaft ist am Rande der Gesellschaft angekommen. Landwirtschaft zu betreiben und davon auch zu leben, wird immer schwieriger, fast egal, ob bio oder konventionell. Höfe kann man eigentlich nicht mehr auf-, sondern nur noch zumachen, auch Biohöfe.

Die Realität auf den Äckern ist so weit weg von unserem urbanen Alltag, dass wir auf die Medien angewiesen sind. Und in den Medien kommt die Landwirtschaft plötzlich wieder vor - als ökologisches Problem. Sie soll jetzt weniger Stickstoff ins Grundwasser einbringen, methanausstoßende Kühe abschaffen und ein Fünftel der Ackerfläche renaturieren. Das kann nur gut sein - oder? Für wen eigentlich? Wo kommt unsere Nahrung dann stattdessen her, und was für Nahrung?

Hundert Jahre nach der Impulsierung der Biologisch-dynamischen Anbaumethode durch Rudolf Steiner fragen zwei erfahrene Demeterleute, wo die Landwirtschaft steht und welche Wege vielleicht doch in die Zukunft führen - in einer globalen Perspektive und in einer regionalen.

‍Und um die Frage abschließend zu beantworten:

Ja, wir demonstrieren: quasi dauerhaft (;
Und
 Ja: wir haben geöffnet! Der Hofladen hat nach seiner Weihnachtspause wieder geöffnet ab diesen Freitag 12.1. zu den gewohnten Öffnungszeiten Freitag und Samstag 9-13 Uhr.

Und Ja: wir beliefern auch unsere treuen, regionalen Bioläden, da wir der Meinung sind, dass unsere Kunden, die diesen Weg bereits gehen, genau dafür belohnt werden müssen und die, die es noch nicht sind, erkennen dürfen, dass dies den Weg der Zukunft darstellt.

 

     Herzliche Gummistiefel-Grüße

                     aus Mengen! 

Impressum

Herausgeber des Newsletters: Naturgut Hörnle KG, verantwortlich Joel Siegel

Naturgut Hörnle KG
Horner 3
79227 Schallstadt-Mengen

post@naturgut-hoernle-kg.de

Abmelden ‍ ‍ ‍